Aktuelle Exponate

Ein Auswahl unserer aktuellen Exponate


  • Gebetsnuss der Maria von Burgund

    Gebetsnüsse oder Betnüsse sind nussförmige, kunstvoll geschnitzte Kapseln, die sich in zwei Hälften aufklappen lassen. Sie wurden vorwiegend vom späten 15. Jahrhundert bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts als Anhänger am Rosenkranz oder an einer Schmuckkette getragen. Die deutsche Bezeichnung „Betnuss“ stammt allerdings aus dem späten 19. Jahrhundert und ist vermutlich eine wörtliche Übersetzung des französischen Begriffs „noix de prière“.

    Der Ursprung der geschnitzten Kostbarkeiten wird in Flandern vermutet. So auch jener der vorliegenden Betnuss.

    Sie stammt von Maria von Burgund, der Tochter Karls des Kühnen und Gattin Kaiser Maximilians I., und ist äußerst wertvoll. Es gibt nur wenige derartige Exemplare auf der Welt. Obwohl das seltene Stück lediglich ein paar Zentimeter misst, begeistert bereits die äußere Schicht des Kunstkammer-Gegenstandes. Eine delikate, durchbrochene Schnitzarbeit, ganz im Geschmack und Stil der Gotik. Im Inneren hält die Betnuss zwei filigrane, bedeutungsreiche Szenen bereit.

    Klappt man das Schmuckstück auseinander, so zeigt die eine Hälfte ein kunstvoll geschnitztes Bild des Evangelisten Johannes, gemeinsam mit der Heiligen Katharina, die ein Schwert trägt, und der Heiligen Barbara.

    Rechts im Hintergrund kann man den Turm erkennen, in den die Heilige Barbara der Legende nach von ihrem Vater gesperrt wurde, als dieser die Hinwendung der Tochter zum Christentum verhindern wollte. Der Turm besitzt drei Fenster als Symbol für die Heilige Dreifaltigkeit.

    Die Heilige Barbara hat für Leogang als Schutzheilige der Bergleute eine besondere Bedeutung. Nach ihr wurde nicht nur ein Stollen benannt, der vierte Dezember, ihr Namenstag, galt den Leoganger Bergknappen als hoher Feiertag.

    Die zweite Hälfte der Betnuss zeigt Maria von Burgund mit ihrem Gatten Kaiser Maximilian und dem Heiligen Georg.


  • Schraubmedaille von Abraham Remshard

    Die silberne Schraubmedaille im Besitz des Bergbau- und Gotikmuseums Leogang, die thematisch den Salzburger Emigranten der Jahre 1731 und 1732 gewidmet ist, stammt aus der Werkstatt des berühmten Meisters Abraham Remshard in Augsburg.

    Als Schraubmedaillen werden medaillenähnliche Schmuckstücke bezeichnet, die aus zwei mit einem Gewinde versehenen Teilen bestehen. Die Geschichte der Herstellung von Schraubmedaillen, aber auch Schraubmünzen oder Schraubtalern, begann im späten 16. Jahrhundert und reichte bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts.

    Die Werkstatt Abraham Remshards in Augsburg war einer der führenden Betriebe, aber auch in Nürnberg und Wien wurden Schraubmedaillen produziert.

    Die meisten der ab etwa 1730 hergestellten Objekte sind nicht nur signiert, sondern enthalten mit Kupferstichen auch wertvollen Inhalt. So auch die vorliegende Medaille des Bergbau- und Gotikmuseums Leogang.

    Die Vorderseite der Schraubmedaille zeigt eine Emigrantenfamilie in einer Landschaft mit den Salzburger Bergen im Hintergrund. Darüber ist Gott Vater in den Wolken zu erkennen, über ihm ein Spruchband: „Gehe aus deinem Vatterland und von deiner Freindschaft“.

    Auf der Rückseite der Medaille ist König Friedrich Wilhelm I. von Preußen abgebildet, der eine Abordnung von Salzburger Emigranten empfängt. Darüber ebenfalls ein Spruchband: „Die Könige sollen deine Pfleger sein“

    Die kolorierten Kupferstiche, die den Inhalt der Schraubmedaille bilden, zeigen je eine Landkarte von Salzburg und Preußen sowie 17 Szenen aus der Geschichte der Salzburger Emigranten von 1731 und 1732.


  • Kobalt und kobaltblaues Glas

    Von Anfang des 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war Leogang wegen seines Reichtums an Kobalt- und Nickelerzen in ganz Europa berühmt.

    Den Kobalterzen kam hier ab Mitte des 16. Jahrhundert eine besondere Bedeutung zu: in sogenannten Blaufarbenwerken wurde durch Erhitzen der Kobalterze zunächst Zaffer, auch Safflor oder Kobaltsafflor genannt, erzeugt. Zaffer wiederum diente als Grundstoff für die Herstellung von Smalte, einem blauen, pulverartigen Glaspigment. Da sowohl Zaffer als auch Smalte feuerfest waren, wurden die Stoffe zur Blaufärbung von Glas, Porzellan und Keramik, aber auch in Ölfarben verwendet.

    Besonders gefärbtes Glas aus Venedig galt in den deutschsprachigen Ländern Europas ab Mitte des 15. Jahrhunderts als besonderes Luxusgut. Deutsche Handelsherren, wie die Welser und die Fugger, hatten bereits um 1225 in Venedig das Fondaco dei Tedeschi gegründet, zu Deutsch etwa „Der Lagerraum der Deutschen“. Das am Canale Grande direkt neben der berühmten Rialtobrücke gelegene Gebäude wurde zum Umschlagplatz der aus Venedig in die deutschsprachigen Länder exportierten Luxusgüter.

    Da man zur Blaufärbung des Glases in Venedig vermehrt Zaffer und Smalte verwendete, wurde Kobalt aus den Salzburger Lagerstätten ab Mitte des 16. Jahrhunderts zum unverzichtbaren Rohmaterial für venezianisches Luxusglas.

    Der Hinweis auf den Abbau und die Verwendung für Glas findet sich etwa in Georg Agricolas „De re metallica Libri XII“ (1556). Jenem Meisterwerk der Bergbauliteratur, das ebenfalls im Bergbau- und Gotikmuseum Leogang zu bewundern ist.

    Die Farbe Blau erlebte auch in der Malerei einen ungeahnten Aufschwung. Bereits ab dem 12. Jahrhundert erhielt die zunächst dunkle und glanzlose Farbe als Symbol für den Himmel und die Jungfräulichkeit der Muttergottes neue Bedeutung. Glasmacher und Buchmaler bemühten sich, dieses neue Blau mit der veränderten Lichtauffassung, die die kirchlichen Bauherren von den Theologen übernahmen, in Einklang zu bringen. Die Strahlkraft kobaltblau gefärbter Ölfarbe verschaffte den bildenden Künstlern der frühen Neuzeit ganz neue Möglichkeiten.

    Heute kommt Smalte, das kobaltblau gefärbte Glaspulver, vor allem bei der Restauration alter Meisterwerke zum Einsatz.


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