Die Restaurierung eines Kachelofens von Hans Kraut
Marina Parić erwarb ihr Diplom als Objektrestauratorin an der Universität für angewandte Kunst Wien unter mehrjähriger Betreuung von Manfred Trummer, Leiter der MAK-Restaurierung und Werkstätten. Die selbstständige Restauratorin arbeitete schon während ihres Studiums immer wieder bei verschiedenen Projekten des MAK mit, unter anderem bei der Restaurierung eines im Rahmen einer „Schüttaktion“ mit Lack übergossenen Maserati (2001) von Franz West und bei der Restaurierung einer von Eduard van der Nüll entworfenen Kaminverkleidung aus Porzellan mit Metallapplikationen (um 1860), aktuell zu sehen in der MAK-Ausstellung 300 Jahre Wiener Porzellanmanufaktur(MAK-Ausstellungshalle, 16. Mai – 23. September 2018). Darüber hinaus war sie in die Rekonstruktion des bei der Weltausstellung in Paris gezeigten „Silberzimmers“ (Boudoir d’une grande vedette, 1937, Entwurf Josef Hoffmann) und in diverse Arbeiten im Rahmen der Sammlungspflege eingebunden.
Der Kachelofen des Kunsthafners Johann Bartholomäus Kraut
„Nachdem Hans Kraut auf seiner Wanderschaft als Geselle in Salzburg, Südtirol und der Schweiz – im 16. Jahrhundert Zentren der Kunsthafnerei – Kachelöfen kennengelernt hatte, wurde er ab 1566 als Meister im damals habsburgischen Villingen ansässig, wo er zu einem führenden Künstler seiner Zunft wurde. Neben Kachelöfen schuf er auch Teracottagrabmähler und Ehrentafeln“, schildert Rainald Franz, Kustode der MAK-Sammlung Glas und Keramik, Krauts Werdegang. Ergänzend zur Restaurierung nimmt Rainald Franz eine wissenschaftliche Bearbeitung des wertvollen Sammlungsobjekts vor.
Der überaus eindrucksvolle Kachelofen wurde 1941 aus der Franzensfeste in Laxenburg überführt. Die Außenseite zieren Kacheln mit Blaumalerei und buntglasierten Reliefbildkacheln, die religiöse Darstellungen aufweisen. Als Vorbild für die figürliche Ausführung zog Kraut Lukas Cranachs Bildmotiv Gesetz und Gnade (ab 1529) heran. Zur Betonung der Szenen nutzte er kostbare Blattvergoldung, die Farbgestaltung erfolgte mit Kaltbemalung.
Die Restaurierung des Prachtstücks
Der Ofen war bis 1990 in der MAK-Schausammlung permanent installiert und musste im Zuge des Einbaus einer Vollklimatisierung abgebaut werden. Er wurde in seine 97 Einzelteile zerlegt und grobgereinigt. Die Teile wurden verpackt und in zwei großen Transportkisten im MAK-Depot gelagert. Beim Abbau wurde jedes Stück mit einer Positionsnummer versehen und fotografisch sowie zeichnerisch dokumentiert. Durch die langjährige Beheizung und den oftmaligen Auf- und Abbau kam es zu erheblichen Beschädigungen an den Kacheln. Besonders betroffen waren die nicht sichtbaren Kachelstege an der Ofeninnenseite. Nach einer gründlichen Reinigung wurden die Fehstellen mit einer Spezialgipsmasse ergänzt. Während der Reinigung konnte Marina Parić eine Reihe von Altrestaurierungen in unterschiedlicher Qualität nachweisen.
Drei Teile im obersten Kachelkranz fehlen gänzlich. Generell gibt es zahlreiche größere und kleinere Fehlstellen in nahezu allen Kachelteilen, sowohl im Scherben als auch in der Glasur. Für die großen Ergänzungen wurden Negativformen hergestellt und mit einer speziellen Kunststoffmasse mit Zuschlagstoffen ausgeformt. Die so erhaltenen Positive wurden mechanisch an die Bruchflächen der Originalteile angeglichen. Kleinere Fehlstellen wurden mit der gleichen Masse gekittet. Die von Marina Parić vorgenommenen Ergänzungen und Kittungen sind wichtig für die Stabilität des Objekts. Sie sichern die ausgebrochenen Glasurstellen und offenen Glasurränder. Für die Glasurergänzungen stehen eine Reihe von ausgezeichneten gilbungsstabilen Kunststoffen zur Verfügung, die sich auch im Langzeittest sehr bewährt haben.
Abschluss der Restaurierung und neuer Aufstellungsort
Nach Abschluss der dreimonatigen Restaurierung werden die Einzelstücke des Renaissancewerks wieder zu zwei Raumeinheiten zusammengefügt. Aufgrund des Alters des Ofens ist eine Befeuerung mit festen Brennstoffen nicht mehr möglich. Als Wärmequelle wird ein elektrisches, mit einer Temperatur von 30 bis 40 Grad betriebenes Heizungselement eingebaut. Der außerordentlich qualitätvolle Ofen wird, als Dauerleihgabe des MAK, in der permanenten Ausstellung des Bergbaumuseums Leogang im Kontext einer Pinzgauer Stube gezeigt.
Ein Beitrag von Cäcilia Barani, Praktikantin der Abteilung MAK-Presse und Öffentlichkeitsarbeit, und Manfred Trummer, Leiter MAK-Restaurierung und Werkstätten; Originalbeitrag - https://blog.mak.at/restaurierung-kachelofen/