Ein besonderes Geschenk

Ende Juni 2019 machte Jirkal Christian bei einer Waldwanderung einen außergewöhnlichen Fund – eine Wurfaxt aus dem frühen Mittelalter, sprich eine mittelalterliche Waffe aus der Zeit zwischen 800 und 1000. Er hat sich nach der Expertise von Herrn Seiwald entschieden, das wertvolle Stück aus der Region dem Bergbau- und Gotikmuseum Leogang zu schenken.

 

Christian, erzähle unseren Lesern zuallererst kurz über deine Person und wie es dich nach Leogang verschlagen hat.

Ich bin 1973 in St. Martin bei Lofer geboren. Nach der Bewirtschaftung eines Gasthofs in Maria Alm haben wir uns 2012 dazu entschieden in Leogang das Reisebüro "Flugfieber" zu eröffnen.

 

Gab es einen Auslöser für dein Interesse an der Heimatgeschichte und deine Entdeckungslust an historischen Stätten?

Für diese Neugierde gibt es mehrere Gründe. Einerseits habe ich durch meine Großmutter Marianne Schreder (auch Ofenloch-Marianne) meine Kindheit praktisch bei den Lamprechtshöhlen verbracht. Sie war die erste weibliche Höhlenführerin Österreichs und hat die Höhle viele Jahre betrieben. Später haben wir die Schmidt-Zabierow-Hütte in den Loferer Steinbergen und anschließend die Peter Wiechenthaler-Hütte bei Saalfelden bewirtschaftet. Das alles steigerte mein Interesse für außergewöhnliche Orte und die Geschichte der Region. Auch die Ahnenforschung spielt für mich eine große Rolle, da mir schon früher gesagt wurde, dass meine Familie ein wild zusammengewürfelter Nationenmix ist.

 

Nun zu deinem sensationellen Fund – bitte erzähle uns in ein paar Sätzen wie und wo du diese Axt gefunden hast.

Es war einer dieser heißen Sommertage an dem ich mit meinem Lebensgefährten eine abkühlende Wanderung durch das Bachbett des Weißbachs machte. Am Rand des Ufers sah ich plötzlich die Spitze eines Metallteils aus dem Sand ragen. Nachdem ich es herausgezogen hatte, sah ich sofort, dass es sich um eine Axt handelte.

 

Der Weißbach bezeichnet ja die Grenze zwischen Saalfelden und Leogang – auf welcher Bachseite ragte die Axt denn nun heraus?

Ich muss ehrlicherweise zugeben, dass die Spitze des Eisens auf der linken Bachseite emporragte – also auf der Saalfeldner Seite.

 

Ein besonderes Geschenk Ein besonderes Geschenk

Warum hast du dich ausgerechnet mit deinem Fund an das Bergbau- und Gotikmuseum Leogang gewandt?

Die ungewöhnliche Form hat mich stutzig gemacht, sodass ich mich, aufgrund der guten Kontakte zum Bergbau- und Gotikmuseum Leogang, an Martin Seiwald wandte. Er bestätigte mir im Handumdrehen, dass es sich hierbei um eine mittelalterliche Wurfaxt handelt.

 

Nach der Expertise von Herrn Seiwald (Ausstellungsgestalter, Restaurator und Experte für mittelalterliche Waffen) hat man also die Gewissheit, dass es sich hier um eine Wurfaxt aus dem frühen Hochmittelalter handelt. Wie hat sich das feststellen lassen bzw. welche Anzeichen sprechen dafür?

Zum einen ist es die runde Form des Blattes sowie die sehr schmale Ausnehmung (Haus) für den Stiel. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass man damit arbeiten konnte. Zum anderen hat mir Martin bestätigt, dass das eine Waffe ist, die im Frühmittelalter in der Region gemacht wurde – spätere Stücke wurden viel exakter verarbeitet. Ich hätte mir nie gedacht, dass dieses Ding so alt sein kann. Mich fasziniert, dass sich etwas so lange im Boden befindet und trotzdem derart gut erhalten ist.

 

Wir freuen uns, dass du uns das Vertrauen schenkst und uns diese Axt als Schenkung an den Leoganger Bergbaumuseumsverein übergibst – Dafür ein herzliches vergelt´s Gott.

Christian Jirkal ist stellvertretender Geschäftsführer bei flugfieber.com-Reisen, Hobbyarchäologe aus Leogang und Unterstützer des Leoganger Bergbaumuseumsvereins.